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Festspielhaus: Stephan Eisel verheddert sich
Sebastian Eckert comment 5 Comments

Im EXPRESS gab es neulich ein Pro und Contra zum Thema Festspielhaus. Darin sprach auch einer der politischen Beführworter, CDU-Politiker Stephan Eisel. Und zwar Unfug, zumindest in einigen Punkten. Neben viel Leuchturm-Großprojekt-Privatinvestor-Wind, den man mit mehr Platz genüsslich auseinanderdividieren könnte heizte er auch folgendes Statement in die Öffentlichkeit:

Das Festspielhaus ist für Bonn viel günstiger als die alte Beethovenhalle, die den Stadthaushalt jährlich mit ca. 2 Mio Euro belastet und zudem jetzt für über 35 Mio saniert werden soll – alles bezahlt von den Bonner Steuerzahlern, obwohl wir schon jetzt zu viele Mehrzweckhallen haben.

Wo die vielen großen Mehrzweckhallen stehen, kann ich auf den ersten Blick sowieso nicht ausmachen. Jedenfalls gibt es keine, die größere Bands aus dem Bereich der sogenannten populären Musik (a.k.a. “Nichtklassisch”) anlocken würde. Die Plausibilität der Zahlen nehmen wir einfach mal hin.

Viel schlimmer ist die Behauptung, ein Festspielhaus sei viel günstiger als die Beethovenhalle – weil das neue Haus ja nicht den Haushalt belaste und nicht saniert werden müsste.

Mit der Lösung, wie sie jetzt angestrebt wird, muss die Beethovenhalle trotzdem saniert werden, und der jährliche Zuschuss ist trotzdem fällig. Und: Zusätzlich fallen die Kosten für Bau und Unterhalt des Konzerttempels an.

Richtig nötigend wird es dann mit :

Wer unsinnige Ausgaben für die Stadt verhindern will, sollte hier ansetzen…

Mit “hier ansetzen” kann Eisel angesichts von “unsinnigen Ausgaben” also  offenbar nur meinen: Die Beethovenhalle oder andere überflüssige Multifunktionshallen abreißen oder verkaufen – was der politische Konsens nicht zulässt. Hieße : Her mit dem Festspielhaus, dafür weg mit maroder Godesberger Stadthalle und Beethovenhalle.

Dass die Sanierung der Beethovenhalle und die konzerttaugliche Umrüstung des WCCB bereits beschlossen sind, also umgesetzt werden müssen, davon gibt es kein Wort. Ja, man könnte sogar sagen: Erst alles fertigstellen und sanieren, dann Überflüssiges wieder entfernen. Siebziger Jahre at it’s best. Hätte man die Beethovenhalle abgerissen und das WCCB nicht umgerüstet, dann wäre das eine richtig tolle Lösung gewesen. Aber jetzt?

…und nicht private Investitionen und Bundesgeld für Bonn in den Wind schlagen.

Das Kernproblem am Festspielhaus, für das einige Politiker derzeit vollkommen betriebsblind angesichts lockender Millionensummen sind: Trotz aller Investitionen  muss Bonn löhnen. Und zwar bisher mindestens zehn Prozent der Kosten.

Wenn mir der Vertreter eine weitere Heizdecke andreht, die statt 5999 Euro “nur” 600 Euro für mich kostet, dann zahle ich für eine dritte Heizdecke. Die ist zwar schöner, aber brauchen tue ich sie weiterhin nicht.

Oder: Wenn man gar kein Geld hat, dann schmerzen auch 7 Millionen Euro. Da helfen auch Milchmädchenrechnungen nicht.

Beethovenhalle abreißen CDU Eisel EXPRESS EXPRESS; Festspielhaus Festspielhaus Milchmädchenrechnung Pro und Contra Stephan

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  1. Na da hat sich der “Rheinauenschreiber” aber selbst versenkt:
    1) Der Umfang der Sanierung der Beethovenhalle ist vom Rat keineswegs beschlossen, sondern der Rat lediglich ein Planungsbüro beauftragt und sich ausdrücklich (!) vorbehalten, erst danach zu entscheiden.
    2) Ein kleiner (unvollständiger) Mehrzweckhallen-Einblick: T-Mobile-Forum, Telekom-Dome, telekom-Forum, Maritim, Godesberger Stadthalle, Brückenforum, Kameha … eben so viele, dass die Beethovenhalle meist leer steht.
    3)Was mit der Beethovenhalle passiert ist in der Tat eine rein politische Entscheidung: Der Rat war bis 2009 für den Abriss, in der letzten Periode wollte er Planungsunterlagen für eine Sanierung und jetzt wird man sehen, was der neue Rat macht, wenns ans “Eingemachte” geht.
    4) Beim Festspielhaus ist klar: Wior es gebaut, investieren Bund, Post u.a. über 100 Mio in Bonn – wird es nicht gebaut, ist dieses geld ersatzlos verloren.

    1. Hallo Herr Eisel,
      Danke für Ihren Beitrag.

      1.) Faktisch haben Sie recht, die Sanierung ist noch nicht beschlossen – auch wenn es in der Öffentlichkeit anders kommuniziert wird. Aber: Die Weichen dafür sind bereits gestellt, der Rat hat sich auf die “große” Lösung einer 30 Millionen teuren Sanierung geeinigt. Das Projekt jetzt zu stoppen wäre, als ob man bei einem fahrenden Zug die Notbremse ziehen würde. Die 1,5 Millionen Euro (!) sind bereits ausgegeben für Projekt- und Planungskosten. Zudem wird das WCCB konzerttauglich gemacht, was weitere 1,5 Millionen Euro an Ausgaben bedeutet.

      Und was passiert stattdessen mit der maroden Beethovenhalle? Sie muss saniert werden, was, wenn ich mich recht entsinne, je nach Variante auch “nur” zwischen rund 3 und 15,2 Millionen Euro kosten sollte. Auch Grießl selbst spricht derzeit von 10 – 12 Mio.

      Insgesamt fallen auch bei einem Stopp oder einer nur kleinen Sanierung 6 bis 21,2 Millionen Euro sicherlich an, wenn ich mich nicht verrechnet habe, hinzu kämen auch weiterhin Unterhaltskosten. Als versenkt würde ich meine Schätzung daher nicht bezeichnen.

      Außer ich verstehe Sie so, als dass Sie für einen Abriss der Beethovenhalle – oder einen Verkauf an privat sind? Das wäre die einzige Möglichkeit, Betriebs- und Sanierungskosten zu sparen.

      Weiterhin: Kaum eine dieser Mehrzweckhallen eignet sich als Lokation für größere musikalische und andere Events oberhalb der 500 und unterhalb der 1500 Besucher.

      Zudem sind nur zwei in öffentlicher Hand, also für theoretisch für jedermann buchbar, und beide sind marode. Über die Auslastungszahlen gibt es anscheinend keine belastbare Untersuchung, und was die Gründe dafür sind, was mich selbst etwas wundert. Liegt es vielleicht am unattraktiven Ausbau und den technischen Mängeln der Beethovenhalle? Oder an der oftmaligen Belegung durch das Orchester? Vielleicht spielte das bei den Ratsmitgliedern bisher keinen Bedarf nach einer Klärung.

      “Man muss Geld zum Fenster hinauswerfen, damit es zur Tür wieder hineinkommt”, lautet ein altes Beamtensprichtwort. Die Post spendet großzügigerweise 30 Mio. und, was ein ohne Frage eher positiv ist, sie ist Bauherr. Hinzu kommen zumindest 6,1 Mio Euro aus privater Hand Die Baukosten von mindestens 70 Millionen Euro sind also, jedenfalls soweit die Öffentlichkeit weiß, nicht gedeckt. Wer zahlt den Rest?

      Für den Unterhalt gibt es 39 Mio. Euro vom Bund, von der Sparkasse fünf und dem RS-Kreis 3 Millionen Euro. Macht bei mir zwar noch keine 100, aber vielleicht können Sie mir noch sagen, was ich vergessen habe.

      Doch dieses Geld gibt es nur, wenn die Stadt, die kein Geld für Bademeister, kein Geld für Schwimmbadsanierungen und eine Haushaltssperre hat, ordentlich Geld in die Hand nimmt, das sie nicht hat. Von daher würden zwar x-Millionen nicht investiert, aber Bonn würde auch nicht x-Millionen versenken.

      Das Projekt ist nicht durchfinanziert, der Unterhalt nicht kostenneutral für Bonn. Hätte man von Anfang an die Beethovenhalle ersetzt, wäre das auch mein Favorit gewesen. Aber: Es soll vier Jahre zu spät durchgesetzt werden. Vielleicht bin ich kleinlich. Aber ich sehe keine langfristig finanziell tragbaren Lösungen aus dieser bauprojektpolitisch verfahrenen Lage,

      Ich freue mich auf Korrekturen und Anmerkungen.

  2. Nochmal die Fakten:
    1) Das Geld, das von anderen für das Festspielhaus in Bonn bereit steht addiert sich aufnüber 100 Mio Euro (39 Bund, 30 Post, 25 Aktion 5000×5000, 25 Beethoventaler, 5 Sparkasse, 3 Rhein-Sieg, ?? Land, ?? Telekom) – das alles entfällt ohne Festspielhaus ersatzlos weg. Die Stadt muss entscheiden, welches eigene Engagement sie einbringen will, um diese Investitionen für Bonn zu sichern. Ich sehe hier die auf absehbare Zeit wichtigste Zukunftsentscheidung für Bonn.

    2) Keine Ahnung wie Sie auf die Idee kommen, das Weltunternehmen Post und andere angesehene Unternehmen und Persönlichkeiten würden ein unfinanziertes Bauprojekt starten. Klar ist: Ohne feststehende Finanzierung werden wir keinen Bauantrag stellen.

    3) Kommunale Ausgaben wie für Schulsanierungen oder Bademeister stehen in direkter Konkurrenz zu den Ausgaben für die kommunale Beethovenhalle. Der bis 2009 vorgesehne Abriss wäre die sinnvollste Lösung – aber auch wer die Halle erhalten will, hat die Verantwortung für die Höhe der Ausgaben. Diese sind politsch zu entscheiden und nicht gottgefügt …

    3) Das sinnvollste Szenario ist: Der Rat entscheidet am 23. Juni die Freigabe des baureifen Grundstücks für das Festspielhaus, der privat finanzierte Architektenwettbewerb startet, Bauantrag Herbst 2015, Fetigstellung 2019. Gleichzeitig wird die Sanierung der Beethovenhalle auf nach 2020 verschoben, weil es unnsinnig ist zu sanieren, wenn nebenan gebaut wird. Das kann man machen, wenn das Festspielhaus fertig ist. Damit entfällt das teuere und sachlich unsinnige Provisorium Konzerte im WCCB. Noch könnte hier durch zügige Entscheidungen viel Geld eingespart werden.