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Fehlende Bademeister in Bonn: Versagen von Stadt und Politik
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Da war es, die Meldung des Tages. Gegen 17 Uhr trudelte die Mitteilung der Stadt ein: Weil man in Deutschland keine Bademeister findet, bleibt ein Bad über den Sommer geschlossen.

Weil “geteiltes Leid halbes Leid” ist, so unser Über-Bürgermeister Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, teilt man die Öffnungszeiten auf. Erst öffnet das Melbbad, ab August dann das Hardtbergbad.

Würden einem bei dieser Entscheidung nicht die Ohren schlackern und der Mund groß wie Scheunentor offen stehen, so müsste man so viel Hohn und Spott über Stadt und Politik ausschütten, dass diese darin ertrinken könnten.

Denn das Problem ist ein Spiegelbild der politischen Lage in Bonn. Schon 2011 lag das Problem in der Luft: Seit der Schließung des Viktoriabads wurde damals kein Personal mehr eingestellt. Die Stadt ließ sich gegenüber EXPRESS zitieren mit:

„Bedingt durch verschiedene nicht beeinflussbare Faktoren wie z.B. unerwarteter Personalausfall, erhöhter Besucherandrang bei schönem Wetter, geringe Verfügbarkeit von Aushilfskräften usw. können solche Sperrungen erforderlich werden. Die Schließung eines ganzen Bades ist noch nicht vorgekommen.“

“Noch nicht…” urteilte das Boulevardblatt damals. Mit Nachdruck suche die Stadt jetzt nach Fachpersonal, teilt gestern der WDR mit.

Kaum vorstellbar, dass man bei vernünftiger Planung weder Auszubildende für den Beruf noch Personen findet, die einen silbernen Rettungsschwimmer haben.  Liegt die vergebliche Suche nach Personal vielleicht an der “freiwilligen” Haushaltssperre des Stadtkämmerers? Freie Stellen werden nicht besetzt, Bedarf darf nicht gedeckt werden.

Kein Bäderkonzept, kein Entscheidungskonzept, kein Finanzkonzept

Der jahrelange finanzpolitische Blindflug von Stadt und Politik hat jetzt die erste Folgen. Kinder und Erwachsene dürfen nicht mehr schwimmen gehen. Polemisch wäre es, jetzt auf die drei Kinder hinzuweisen, die vor einigen Tagen fast ertrunken wären, und heutige Kinder jede Übung bräuchten.

Es fehlt noch immer an einem funktionierenden Bäderkonzept, es fehlt an politischem Handeln und Gestaltungswillen von Rat und der schwarz-grünen Koalition, die voraussichtlich wieder in einer Kombination weitermachen will. Es fehlt an einem Plan, wie man in der nächsten Legislaturperiode den Haushalt sanieren will, und welche harten Einschnitte dafür nötig sind.

So ist es, wie jetzt kam: Im Sommer, zur Hochsaison, bleiben fast 20 Prozent der Bonner Freibäder geschlossen. Keine Einnahmen, dafür Ausgaben für Wartung und Erhalt. Wieder weitere Miese für eine Stadtkasse, in der nur teure Kassenkredite und Schuldverschreibungen und Staub liegen.

Übrigens: Am 23. Juni, in drei Wochen, entscheidet sich der Rat, ob er das Festspielhaus möchte. Kostenpunkt dafür: 4,2 Millionen Euro für die Herrichtung des Grundstücks. Jährlich 500.000 für die nächsten 20 Jahre, um einen Grundstock zur Finanzierung herzustellen.

Macht 14,2 Millionen Euro. Aber das ist sicherlich noch immer  knapp weniger, als vier Bademeister über zehn Jahre hinweg auszubilden und fest anzustellen. Deren Einstiegsgehalt: rund 2000 Euro Brutto.

Die Stadtverwaltung rechnet laut einem Gutachten mit Kosten von mindestens 4,2 Millionen Euro für die baureife Vorbereitung des vorgesehenen Areals neben der Beethovenhalle.Baufeld an der Beethovenhalle: Post schätzt Konzerthaus auf 70 Millionen | GA-Bonn – Lesen Sie mehr auf:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/themen/festspielhaus/post-schaetzt-konzerthaus-auf-70-millionen-article1343952.html#plx1990888834

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