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Bürgerdienste: Das alte System war viel schlechter
Sebastian Eckert comment 3 Comments

Bonn – Das Geheule ist ja riesengroß aktuell: Die Bürger bekämen keine Termine und stünden stundenlang in Schlangen vor dem Stadthaus.

Das ist ziemlich gehypt. Seit der Umstellung war ich fünf Mal für Bürgerdienste im Stadthaus, zweimal Führungszeugnisse, zweimal KFZ, eine Ummeldung. Für die Ummeldung habe ich zwei Wochen warten müssen, die KFZ je vier Wochen, die Führungszeugnisse je drei.

Zwei Termine habe ich frühmorgens ergattert, als jemand anders absprang. Ich kam jeweils innerhalb von Null bis zehn Minuten  zur Terminzeit dran, konnte dies teils sogar in der Mittagspause erledigen, bei je 20 Minuten Anreise und Rückfahrt via ÖPNV.

Gestern war eine bekannte frühmorgens dort. Sie wollte zwei Ausweise abholen, 40 Leute standen vor ihr in der Schlange, viele mit regulären Terminen, maulend, weil sie dachten, sie würden ihren Termin verpassen. Sie hatten sich angestellt, statt einfach hinzusetzen. 15 Minuten später war die Bekannte schließlich an der Info, bekam eine Marke, nahm ihre Dokumente mit.

Früher war alles schlechter

Was ich durch diese ausufernde Schilderung erklären will: Das System funktioniert. Wenn alle nicht in Panik verfallen, wahllos Termine blocken würden, erst gar keine machen, nicht wissen, wo sie sich anstellen müssen oder schlecht vorbereitet sind und nicht alle Unterlagen dabei haben.

Früher musste man bis zu vier Stunden im Wartebereich sitzen oder bekam den Hinweis, doch bitte Kaffee trinken und in etwa drei Stunden wiederzukommen. Das war bürgerunfreundlich, weil ein Vor- oder Nachmittag geopfert werden musste. Heute kann man es zwischendurch machen, termingenau. Das ist Service, und das ist eine Verbesserung. Auch wenn man vielleicht zwei Wochen länger warten muss.

Ja, aber mein Perso läuft aus…

Personalausweise laufen fünf oder zehn Jahre lang. Wer es nicht schafft, da rechtzeitig zu planen, muss eben ein paar Stunden im Zimmer warten. Punkt. Das gleiche gilt auch für den Reisepass, der auch für Jahre gilt. Die wenigsten fliegen “spontan” in die USA”, und wenn, müssen sie eben einen Expressweg wählen. Da kommt man ihnen sicher im Amt entgegen.

Ich hätte meine Führungszeugnisse nachreichen können beim Arbeitgeber, es hätte trotzdem gereicht. Auch zieht der Großteil der Fälle nicht von heute auf morgen um, sondern meist mit drei Monaten im Voraus. Da kann mir keiner erklären, man könne nicht schon früher einen Termin machen. Oder man muss eben zwei Wochen länger warten, die Terminabfrage  reicht als Beweis für den Ummeldungswillen aus, zudem besteht normalerweise ein Nachsendeantrag.

Severint meint, man solle ein Mischsystem einführen. Das gibt es jetzt bereits, und jetzt macht es das System kaputt. Das gab es auch früher, die Online-Termine sind nichts neues, nur waren es früher weniger. Wo er recht hat, sind allerdings die besseren Wartebereiche, bessere Betreuung der Wartenden vor Ort, um Fälle vorzusortieren.

Gelassener werden

Ich denke eher, die Menschen sind jetzt durch die Berichterstattung konditioniert, sich zu empören, über ein paar Minuten Wartezeit. Früher haben sie bis zu vier, fünf Stunden gewartet, manche, wie ich, sind sogar angesichts der damaligen zu großen Wartezeit gegangen, um an einem anderen Tag wiederzukommen.

Man sollte es schätzen, jetzt einen Termin machen zu können, der auch eingehalten wird. Auch wenn der erst in zwei, drei Wochen ist. Das System jetzt funktioniert, wenn die Menschen wieder ein bisschen mehr planen, sich ein bisschen besser vorbereiten. Und für die Ausnahmefälle gibt es auch Ausnahmeregeln. Oder sie müssen eben doch mal wieder einen ganzen Nachmittag aufbringen, wie früher. Aber das ist dann die Ausnahme, nicht die Regel.

Bonn Bürgerdienste

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  1. Für KFZ-Termin vier Wochen Wartezeit? Ja, wirklich, funktioniert prima das neue System….. dann bleibt der Karren eben vier Wochen unangemeldet auf der Straße stehen… ist ja kein Problem. Ähm.. nein. Das geht eben nicht. Und um Deinen Eindruck zu widersprechen: Ich habe früher niemals warten müssen, wenn ich einen Online-Termin hatte. Und spontane Anliegen, die es trotz Deiner Hymne auf die Planung gibt, waren auch binnen Tagesfrist zu erledigen. Kleines Beispiel aus dem letzten Jahr: Innerhalb von acht Wochen war es nicht möglich, einen Online-Termin für die Beantragung eines Ausweises zu machen. Mag sein, dass das neue System inzwischen ein wenig besser funktioniert – aber dass es richtig funktioniert wage ich zu bezweifeln.

    1. Auch heute musste ich nie warten, wenn ich einen Onlinetermin hatte. Und du kannst wichtige Anliegen noch immer binnen Tagesfrist erledigen, wenn du denn morgen hingehst und wartest. Auch bei KFZs. Wad nicht heisst, dass eine Ummeldung nicht auch mal drei Wochen warten kann, genauso wie ein Umzug innerhalb Bonns.
      Ich habe nur meine Erfahrungen heute und damals verglichen. Und ich denke, dass ein präferiertes Terminsystem mehr Möglichkeiten und Effizienzen bietet, als eines, wo jeder erst einmal drei Stunden warten muss. Ich halte es eher problematisch, dass berufliche KFZ-Fragen mit den Bürgerdiensten gemeinsam organisiert wurden. Das frisst genauso Ressourcen, wie die Flüchtlingsangelegenheiten. Letzere bedeuteten für Bürgerdienste einen hohen Aufwand (Komplettpaket Ausweise etc). Deren Folgen machen sich jetzt im Urlaub und Krankenstand bemerkbar.