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Pegida: Politik muss Antworten liefern
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Die Politik und die Medien tun sich schwer zu differenzieren, wer Bogida alles ist. Clauß von der Welt kommentiert: Wutbürger zwischen Mob und Mitte. SPON spricht da von Angstbürgern, und versucht der Angst natürlich mit einem Faktencheck zu begegnen. Dabei lässt sich Angst nicht mit Rationalität bekämpfen, anders als Furcht. Und NRWs Innenminister hält die Teilnehmer für Nadelstreifennazis, ganz so, als ob sich dort DAX-Vorständler mit Fackeln tummeln würden und nicht Rentner, Gestrige oder Vergessene und Menschen, die ihre Umwelt nicht reflektieren können.

Die Ursache, die viele Menschen auf die Straße treibt, ist aber tatsächlich eine diffuse Angst. Sie fühlen sich im Stich gelassen und Missverstanden durch die Politik, die Behörden, die Medien. Nur so kann man erklären, dass sich Deutsche als “patriotische Europäer” bezeichnen – und gegen vermeintliche Überfremdung, Islamismus, Asylanten, Sozialmissbrauch durch Ausländer, ja sogar EU-Ausländer, demonstrieren, obwohl es Deutschland aktuell so gut wie seit 60 Jahren nicht mehr geht.

Seit 2006 ist sogar wieder Patriotismus und Fahneschwenken in der Öffentlichkeit erlaubt. Sogar die Spritpreise sinken massiv. Selbst Griechenland, Deutschlands größtes Wirtschaftsproblem für eine schwarze Null, ist auf dem Weg der Besserung.

Wie kann das sein? Dass gerade jetzt, in Zeiten unendlich scheinender Prosperität, wo die Renten steigen und sogar früheres Mutter sein wieder gewürdigt wird, der tumbe Teutsche  die Seelen der Bürger anheim sucht. Und dass diese Bewegung gerade in Dresden mit einem kaum vorhandenen Migrationsanteil so erfolgreich ist? Ist es die Angst, all das zu verlieren?

Die Rechten machen sich diese Angst gerne zu nutzen, schallen in die Leere hinein…

Die Politik ist ohne Antwort

Eigentlich müsste jetzt die Politik eine Antwort liefern. Wenn zehntausende orientierungslose Bürger aus Angst und bald mit Hass auf die Straße gehen, besteht die Gefahr, dass aus dem Nichts ein Anführer erscheint. Die Pegida hat im Übrigen bereits 19 xenophobe Punkte an die Kirchentüren des Liberalstaats genagelt, die im Kern ähnlich denen von einigen Parteien 1933 sind.

Die etablierten Parteien müssten voran gehen. Mit Herzblut die Antwort geben auf die Ängste der Bürger, und zwar ehrliche.  Ja, wir wollen, dass Fremde Menschen bei uns arbeiten und Schutz suchen. Ja, wir sehen, dass diese länger bei uns bleiben, deshalb sollten sie Deutsch lernen und das bestmöglichste getan werden, damit sie sich bei uns gut zurecht finden und auch Deutsche werden können. Und nein, Deutsche werden nicht durch Blut geschaffen. Sondern durch Tugend und Werte. Und nein, wir werden nicht Menschen kriminalisieren, nur weil sie zufällig Moslems, Juden oder Taoisten sind.

Doch dieser Mut fehlt. Was sagt die Kanzlerin? Bitte, lasst euch nicht instrumentalisieren, sagt sie ganz so, wie man einer E-Gitarre verbieten will, dass jemand sie als Schlaginstrument missbraucht.

In Deutschland sei kein Platz für Hetze und Verleumdung. Das ist falsch, in Deutschland sollte kein Platz sein. Doch man hat viel verbalen Raum gelassen. Und wer den Raum nicht zu füllen vermag, der muss sich nicht wundern, wenn andere das Feld nebenan mit dumpfen Parolen beackern.

Natürlich kann man das nur der Kanzlerin oder nur den Politikern anlasten. Alle müssen sich fragen: Wo stehen wir, was denken wir, und warum ist es keine Lösung, Schuld und alle Ängste auf eine Minderheit zu schieben. Jeder sollte selbst immer darauf aufmerksam machen, warum die Ängste nur inhaltsleere Furcht sind.

Nächsten Montag will es BOGIDA erneut versuchen. Man kann nur hoffen, dass der Gegendruck nicht nachlässt. Und man kann nur hoffen, dass zur nächsten Versammlung auch auf der Gegenseite  deutsche Fahnen wehen, europäische Fahnen wehen. Um zu zeigen, dass man Patriot und Deutscher und Europäer sein kann, eine offene Willkommenskultur feiern kann, ohne Angst vor Fremden zu haben.

In zwei Wochen fällt zumindest BOGIDA bereits aus.

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