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Verschuldung in Bonn: Seelenheil in Gefahr
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Alarmierend äußerte sich Stadtkämmerer Eckhard Froböß gegenüber dem Spiegel: Falls Bonn die Grundsteuer nicht um 20 Prozent erhöht, wird es bald keine Totenäcker mehr für Bonner geben.

Das Seelenheil war 1965 in Gefahr! Damals, vor rund 50 Jahren, betrug der Schuldenstand 175 Millionen Mark, 1200 DM pro Bürger bei 143 000 Einwohnern. Köln hatte zur gleichen Zeit etwa halb soviel. In Bonn wurden 12 Prozent der Einnahmen für die Zinsen und Tilgung der Schuldenlast verwendet. Damals verdiente ein deutscher Bürger durchschnittlich pro Monat 403 Euro, also rund 9500 Mark im Jahr.

Schuld hatte das Provisorium Hauptstadt, mit seinen repräsentativen Bauten, dem gestiegenen Bedarf an Gymnasien und dem Verkehrswegen, und: “Die ehrgeizigen Stadtväter steckten neun Millionen Mark in die repräsentative Beethoven-Halle und fast acht Millionen in ein auf Zuwachs geschneidertes Stadt-Theater (SPIEGEL 20/1965)”

Hochkultur geht ja bekanntlich immer, auch wenn man kein Geld hat…

2010 zeigte die Schuldenuhr 1,3 Milliarden Euro an. 2013 waren es bereits 1,5 Millarden.  Stand heute, 2014: 1.646.907.498 Euro, rund 5 311 Euro pro Kopf. (Natürlich darf man das WCCB als außerordentlicher Kostenfaktor (Pie mal daumen: 300 Millionen Euro)).

Immerhin: 2013 verdient derDeutsche Durchschnittlich rund 31 000 Euro…  Heißt: 1965 machten die Pro-Kopf-Schulden ein Zwölftel des Jahreseinkommens, heute sind es ein Siebzehntel.

Allerdings waren damals die steuerlichen und die Abgabenlasten auch deutlich geringer als heute. Und die städtischen Gebäude waren alle neu, nicht marode wie jetzt, müssen nicht teuer saniert werden (Beethovenhalle, Theater, Schwimmbäder, Schulen etc).

Lange geht das nicht mehr gut.  Was man als Lektion erkennen sollte: Gebäude, die man auf Schuldenfundamenten errichtet, müssen auch auf den Schultern der Bürger später saniert werden.

Das sollte man bedenken, wenn man sich heute ein Festspielhaus hinstellen lässt. Wofür man ohne Hauptstadtfunktion ein Theater, eine Beethovenhalle und ein Festspielhaus braucht, als mittelgroße Stadt im Rheinland, ist für mich sowieso mehr als fraglich.

Eigentlich müsste der Kampf gegen die Neuverschuldung das Wahlkampfthema Nummer eins sein. Aber Schulden von heute sind ja bekanntlich das Problem der Menschen in 50 Jahren. Und immerhin ist heute das Seelenheil nicht mehr durch Schulden bedroht: Der Nordfriedhof ist groß genug.

auch

1965 2014 Beethovenhalle Festspielhaus Friedhof Nordfriedhof Schulden

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