Gleich zweimal stand ich in dieser Session baff vor dem Zeitungskasten, als ich über die Erregungenen der höchsten Bonner Karnevalsinstitution las. Es gibt eben doch nichts ernsteres in der Session, als organisierten Spaß. Und der wird in Bonn vom Festausschuss Bonner Karneval mehr und mehr herrisch ausgeübt und straff durchgeplant.
Es begann mit dem “Kölsch-Knatsch”. Prinz Simon (I.) und Bonna Verena (I.) tranken ein angebotenes Kölsch auf der Bühne, und ließen sich dabei zu einem neckischen Spruch hinreißen.
„Das wird unserem Prinzenführer Christoph Arnold jetzt nicht gefallen, aber ich gebe es nicht ab“, neckte Bonna Verena. Auch als sie einen Orden von Flüssigen-Präsidentin Eva Baukhage (25) bekam, das Glas aus der Hand geben musste, erklärte sie: „Das Kölsch muss jetzt mal bitte einer halten, nur nicht der Prinzenführer, dann bekomme ich es nicht wieder.“
Jedenfalls hätte man den Spruch als witzigen Spökes nehmen können, eine kleine Neckerei, wie es der EXPRESS berichtete. Doch stattdessen ging es in den folgenden Tagen hoch her. Denn nichts ist den organisierten Bonner Jecken so heilig wie ihr Karneval. Der General-Anzeiger-Bonn berichtete über den Knatsch wie folgt.
Im Überschwang der karnevalistischen Emotionen haben sich Prinz Simon I. und Verena I. bei der “Flüssigen”-Party in der Gaststätte “Rheinbrücke” am Tag nach der Prinzenproklamation je ein (!) süffiges Glas Kölsch gegönnt. Das ist weiter nicht schlimm, aber die beiden haben dem Gerstensaft gehuldigt, als sie auf der Bühne standen. (Fettungen durch Rheinauenschreiber.de)
Trinken auf der Bühne ist nicht gestattet. Kein Bier und auch kein Sekt, der vielleicht eleganter wirken könnte.”
“Aber während des Auftrittes ist der Auftritt gefragt!”
Prinz und Bonna sollen sich nicht mit Bierglas ablichten lassen, des Vorbildcharakters wegen. Auf der Bühne sollen sie gar nicht trinken. Auch kein Wasser. Sie sollen dienen und jeck sein und auch mal stundenlang im glühenden Licht der heißen Bühenscheinwerfer aushalten. Sie sind zwar Prinz und Bonna, aber sollen anscheinend so wenig eigenes Mitbringen wie möglich. Sie werden zu Grüßonkel und -tante, dürfen die tolle Veranstaltung loben. Kritische Worte, egal zu welchem Thema? Lieber nicht. Der Bonner Karneval ist soll nicht kritisch sein.
Am Besten wäre natürlich, mag man da denken, wenn das nächste Paar nicht nur generell abstinent vom Alkohol leben würden, sondern auch Veganer, Radfahrer, sportlich aktiv, je drei Kinder hätten und nach den Karnevalsterminen noch in der Bahnhofsmission aushelfen würden. Des Vorbilds wegen.
Damit die vielen 15-jährigen Jecken bloß nicht auf dumme Gedanken kommen und zum Alkohol greifen, bevor sie 18 Jahre alt sind, und damit die Jecken nicht mit Rausch ins Auto steigen. Als ob die Knirpse, die sich bis zur Namenlosigkeit besaufen, sich darum scheren, ob der Prinz ein (!) Kölsch trinkt oder nicht.
Sie müssen zum Beispiel bei eintretenden Problemen wie einer Massenpanik die Jecken am Zugweg auf bestehende Fluchtwege hinweisen, die entlang des ganzen Zuges ausgewiesen sind.“
😀 Schön auf den Punkt gebracht. Schilda lässt grüßen …
Lustige Geschichte am Rande: Ich hatte die Möglichkeit, ein gutes Stück Wegs mit dem Karnevalswagen der Telekom Baskets zu fahren. Die Baskets sind ein sympathisches, semi-erfolgreiches Basketballteam – was sie aber nicht sind, ist Titelträger eines deutschen Wettbewerbs. Dennoch wurden an mindestens (!) drei Stellen der offiziellen Zug-Kommentierung aus den tatsächlichen fünf Vize-Pokalsiegen fünf Pokalsiege. Einfacher kommt man nicht an Trophäen. Alaaf.
Das passiert dann, wenn man nicht richtig die vorgegebenen Texte abliest. ^^