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Nachtzug nach Bonn
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Köln, Decksteiner Mühle. Es ist kurz vor Mitternacht, am Endhaltestelle der Linie 146 warten rund zehn müde Personen. In elf Minuten soll der Bus kommen, es ist kalt an diesem Septembersamstag.
Auf der digitalen Anzeigentafel läuft die Information der KVB: Wegen eines Unfalls fähren die Busse 136 und 146 unregelmäßig.

Gegen 0.11 ist der letzte Bus des Tagesablaufs nicht da. Zehn Minuten später auch nicht, der nächste sollte in erst in einigen Stunden kommen. Wie lange war die Verspätung, fiel er aus, kommt er noch? Fragen, die nervös machen. Zwar gab es genügen Zeit, um am Hauptbahnhof den MRB nach Bonn zu erreichen, doch jede Minute Ungewissheit führte auch dazu, keinen Ausweichplan zu überlegen: Taxi, die Suche nach einer Straßenbahn, zu Fuß gehen.

Gegen 0.21 telefonierte ich mit der “schlauen Nummer für NRW”. Ein freundlicher Mann erklärte mir, ein Ausfall sei ihm nicht bekannt, wegen eines Unfalls am Rudolfplatz käme der Bus wohl später, aber er käme.

Beruhigt wartete ich weiter – umsonst. Die LED-Anzeigentafel zeigte weiter sinnlos ihre Information an, als ob in sechs Stunden der Unfall nicht bereinigt wäre. Gegen 0.31 rief ich erneut an. Der freundliche Mann am anderen Ende der Leitung versprach mir jetzt, bei der Leitstelle nachzufragen.

In der Zwischenzeit entschlossen sich die Wartenden, eine Alternative zu wählen – und wanderten nach Sülz, zur Linie neun. Die MRB war nach Plan nicht mehr zu bekommen, gegen 01:00 war die Abfahrt angesetzt, durch die dämliche Bauweise des Bahnhofs Köln Süd war es im Normalfall nicht möglich, den Bahnsteig in einer Minute zu wechseln.

Auf dem Weg kam der Rückruf des Mannes der “schlauen Nummer”. Rund 20 Minuten würde es noch dauern, bis die 146 ab Deckstein fahren würde. Warum so etwas nicht auf der digitalen Anzeigetafel vermerkt werden kann, ist mir bis heute ein Geheimnis. Wir erreichten die Linie 9.

Kurz darauf erfolgte der Anruf: Die KVB entschloss sich, den Bus ausfallen zu lassen. Wir könnten Taxi fahren, die Kosten bei der KVB einreichen. Ich bedankte mich. 40 Minuten früher, wäre dies eine sinnvolle Information gewesen, jetzt war es mir egal.

In Köln Süd erwischten wir rennend doch noch die MRB nach Bonn: Sie hatte sieben Minuten Verspätung. Dank eines “technischen Versehens” war die MRB aber nur halb so lang wie Normal – an einem Samstag um ein Uhr nachts, wenn die erste Ladung Partymeute zurück wollte, wenn in Köln das OKtoberfest stattfand.

Es wurde eng. Sehr eng. Interessant: Schon Mittags fuhr die MRB nur mit einem Wagen. Die Verspätung holte sie auch nicht heraus, ließ in Hürth-K. einen IC überholen, sodass man rund zehn Minuten nach der eigentlichen Ankunft erst Bonn erreichte. Die Nachtbusse warteten natürlich nicht – warten oder laufen war angesagt.

Dumme Zufälle und Pech? So etwas passiert des Öfteren im ÖPNV, vor allem nachts. Es stört, dass Informationen nicht fließen, Apps nicht auf aktuelle Ereignisse reagieren, dass das System zu statisch ist. Und es nervt, nachts auf nicht kommende Busse zu warten, auf überholende ICs zu warten, darauf zu warten, dass man einen wegen Verspätung des MRB verpassten Nachtbusses eine Stunde warten muss, und das ganze einfach hingenommen werden soll…

Bus KVB MRB

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