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Verkehrsführung: Dann lasst doch auch die Römerstraße zu!
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Bonn – Manchmal muss man ja Hunde zum Jagen tragen: In Bonn gibt es derzeit die Situation, dass der Cityring am Hauptbahnhof unterbrochen wurde. Autofahrer, die dies wegen mangelnder Ausschilderung und Umleitungszeichen nicht riechen konnten, müssen zurück auf die B9, und dort über einen neuen Linksabbieger am Suttnerplatz über die Oxfordstraße vorbei am Stadthaus.

Diese Verkehrsführung ist eigentlich ideal: Die reinen Durchgangsstraßen Rathausgasse, “Am Hof” und Maximilianstraße werden nur noch von falsch fahrenden Autofahrern, Bussen, Taxen und Nutzern der Marktgarage befahren. Die, die sowieso nur zur Autobahn wollten, müssen sich nicht mehr am Hauptbahnhof vorbeiquälen, der Rest nimmt den Cityring

Ein Gewinn für Passanten (Viktoriaviertel, Hofgarten und Kaiserplatz rücken näher an die Innenstadt, der Martinsplatz wird lebenswerter) und bald auch Radler: Denn die Stadt plant, diesen endlich eine bessere Verbindung vom Hauptbahnhof zum Rhein zu bieten. Sie sollen die freigeworde Spur in Gegenrichtung nutzen. Bonn wird für Radler etwas attraktiver. Die Sperrung bliebe dauerhaft.

Zwei Hindernisse: Busspur und Linksabbieger/ Römerstraße

Zwei Probleme gibt es: Die Stadtwerke mäkeln, ihre Busspur würde wegfallen. Das Problem ist aber nicht wirklich eines, wenn die eine Spur an der Rathausgasse und Am Hof nur noch für den ÖPNV, Taxen, Anlieger und Tiefgaragennutzer freigehalten wird. Die Strockenstraße würde zur Tiefgaragenzufahrt. Es gäbe keinen Autoverkehr, der die Busse groß behindern würde. Für Bonns erste echte Radstraße in beide Richtungen gäbe es bis zum Martinsplatz Raum.

Das zweite “Problem” ist der bislang mangelnde Verkehr auf der Römerstraße. Würde der hinzukommen, sei der neue Linksabbieger am Bertha-von-Suttner möglicherweise überfordert, vermutet man.

Manchmal ist es ja, als müsse man Hunde zum Jagen tragen: Statt in die Verkehrsführung der 70er zurückzudenken, wäre eine Lösung doch: Eine Beruhigung der Römerstraße (Tempo 30) und/ oder ihren Ausbau als Fahrradstraße mit eingeschränktem Autoverkehr. So, wie es jetzt durch die Baustelle bereits der Fall ist

Die Zentrierung des Verkehrs auf Kölnstraße ist zwar nicht optimal, aber sie hat sich offensichtlich in den rund 5 Jahren bewährt. Hinzu kommt, dass der neue Verteilerkreis am Alten Friedhof und eine Einbahnstraßenführung an der Einmündung zur Bornheimer Straße den Verkehr in Zukunft flüssiger machen kann, wenn er optimiert wird. Eine Idee wäre eine durchgängige Einspurigkeit bei grüner Welle zwischen Verteilerkreis Friedhof und Kennedybrücke.

Verwaltung macht Verkehrspolitik

Vielleicht plant die Verwaltung ja etwas in der Art, jedenfalls trägt sie mit ihren überraschend kurzfristigen Vorschlägen den Rat immer wieder zum Jagen. Die Ratsherren und -Damen werden aktuell kaum noch gefragt, sie sollen nur noch abnicken. Das ist einerseits schade.

Aber man kann hoffen, dass diese Änderungen so in die richtige Richtung weitergehen: Eine Stadt, in der man gut einkaufen und leben kann, ohne dass man ständig von Autos umkreist wird, die eigentlich gar nicht an der Uni vorbei zum Hauptbahnhof wollten, aber dort hindurch müssten.

Der Cityring war eine Idee aus der Vergangenheit, der sich so nicht mehr bewährt.

Zur Kritik der Einzelhandelverbände

Natürlich melden sich auch die Einzelhändler zu Wort. Den Verbänden, die auf Autofahrer fixiert sind, fehle “ein wichtiger Bypass zur Innenstadt”, heißt es heute. Auf nahezu der gesamten Strecke dieses Bypasses gab es keine Möglichkeit anzuhalten und auszusteigen und ziemlich genau fünf Parkplätze.

Und diesen Bypass gibt es erst seit wenigen Monaten: Bis zum Bau des Kreisverkehrs diente der Cityring  für den Südverkehr als Zubringer zur Autobahn und zum Suttnerplatz hinweg. Erst der Linksabbieger machte ihn zum temporären Bypass.

Um ihn zu nutzen, quälte man sich im Stopp and Go über ein knappes Dutzend Ampeln (B9 Linksabbieger, Stockenstraße, Markt, Martinsplatz, 2 Mal Maximilianstraße, 2x Hauptbahnhof , 1 Mal Thomas Mann-Straße), bis man auf den Cityring kam.

Jetzt sind es nur noch zwei: an der B9.

Es war kein Bypass, sondern die einzige Möglichkeit. Er nutzte niemandem. Ihn offen zu halten, damit Autofahrer im Kreis fahren können, ist nicht nur sinnlos. Es gefährdet die Funktion des Kreisverkehrs am Alten Friedhof, der nur gut funktioniert, wenn weniger Autos aus Richtung Hauptbahnhof kommt.

Der Cityring wurde nur befahren, weil man ihn befahren musste, und er war ein Schreck für alle Autofahrer, denn es gab nur immerzu geradeaus oder eine neue Runde, keine Wendemöglichkeit.

Eine bessere Verkehrsführung auf der B9 mit verbessertem Links- und Rechtsabbieger (schließlich fiele die Römerstraße weg) sowie einer ampelreduzierten Einspurigkeit der Oxfordstraße wäre eine solche Möglichkeit.

Der Verkehr in Bonn muss neu gedacht werden. Dies wäre eine Möglichkeit, die man langfristig testen sollte.

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