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Bonn: Bitte nicht Radfahren, weil es Autofahrer stören könnte
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WP_20160707_16_41_57_Pro_LIBonn – Eigentlich hat Reiner Knudsen mit “Ohne Vision und Strategie” schon alles gesagt, was es zur Verkehrspolitik in Bonn zu sagen gibt.  Und was auch hier immer wieder zu lesen ist.

Dennoch zeigt die Entscheidung, die Viktoriabrücke für Radfahrer zu schließen, weil Autofahrer rücksichtslos unterwegs sind, deutlich, wo Bonn geistig steht. Man hat sich Fahrradhauptstadt 2020 auf die Fahnen geschrieben, doch Fahrradstraßen entstehen nur dort, wo es nicht weh tut und sowieso fast nur Radler unterwegs sind. Autos dürfen trotzdem durch.

Eine der Begründung für die Sperrung adasdder Brücke für Radfahrer war auch, dass durch ihr zu langsames Fahren der Verkehr zusammenbrechen könnte. Heute konnte man wieder einmal erleben, dass auch ohne Radfahrer auf allen Straßen fast zum Erliegen kam.

Kein Auto mehr haben

Bonn braucht in Sachen Verkehrspolitik eine Entscheidung, und ein Umdenken. Will man Radverkehr fördern, vielleicht weil es sich für eine nachhaltige Stadt so gehört, vielleicht weil es effizienter und umweltfreundlich ist, vielleicht auch, weil viele Menschen gar kein Auto mehr haben, dafür aber Räder, dann braucht es nicht viel.

Fahrradstrecken müssten freigeräumt werden. Kein stundenlanges ungestraftes Dauerparken im absoluten Halteverbot auf einem Fahrradangebotsstreifen (Foto). Keine Fahrradangebotsstreifen, sondern breite, sichere  Radstreifen, etwa entlang der B9. Radstrecken, die den Namen auch verdienen, statt holprige Radwege. Freie Fahrt für Radfahrer an den Ampeln, die sowieso nur für Autos gedacht waren.  Wer Radfahrer gefährdet oder ihre Wege einschränkt, wer zu knapp an ihnen vorbeifährt, sollte verwarnt werden.

Als Zeichen, dass man den Radverkehr als alternativen Verkehr ernst nimmt, und nicht als bloße Freizeitbeschäftigung abtut, á la “können ja auch schieben”

Autoarme Innenstadt

Täglich verwandelt sich die Rheingasse zur Rushhour in einen regelrechten Parkplatz. Autofahrer kommen nur im Stop and Go vorwärts, brauchen für die 400 Meter bis zu 15 Minuten. Viele davon wollen eigentlich nur auf die Kennedybrücke, oder auf die B9, doch sie kommen nicht voran, wegen einer Ampelschaltung an der Kreuzung – und weil die B9 sowieso dicht ist, wegen der Ampelschalte am Suttnerplatz. Die Bonner Verkehrsführung ist seit den 70ern weitestgehend unverändert.

Doch bei der Ampelschaltung anzufangen, ist der falsche Weg. Vielmehr müsste man sich fragen, warum Autofahrer überhaupt durch oder in die mit öffentlichen Verkehrsmitteln perfekt erreichbare Innenstadt fahren sollten.  Warum kümmert man sich nicht um Park and Ride Parkplätze, etwa in Vilich, Ramersdorf oder Tannenbusch, mit kostenlosen Parkhäusern für ÖPNV-Nutzer?

Stattdessen hört man auf die Klagen von Autofahrern. Dieselben Fahrer, die schon in den 50ern, als man noch auf dem Hofgarten parkte, sich beklagten, sie würden keinen Parkplatz finden. “Wo soll ich denn mein Auto sonst hinstellen, hier ist ja nichts frei in der Innenstadt!

Fahrradpiktogramme pinseln reicht nicht

Bonn muss sich entscheiden, wo es in zehn Jahren stehen will. Es reicht da nicht, auf eine Straße ein Fahrrad-Piktogramm zu pinseln und so zu tun, als ob jetzt etwas für Radler getan worden ist, wenn man dann trotzdem umgefahren und angehupt wird.

Oder wenn der nächste Autofahrer auf dem Radangebotsstreifen parkt, weil er ja mit seinem überbreiten SUV keinen Parkplatz in der Innenstadt findet.

Aber ob das mit einer schwarz-grün-gelben Ratskoalition zu erreichen ist, darf angesichts der winzigen Erfolge in den letzten fünf Jahren und der diametral entgegengesetzten Vorstellungen der Parteien bezweifelt werden.

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