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Jetzt heulen alle wegen der Netzneutralität. Doch wen habt ihr eigentlich bei der Europawahl gewählt?
Sebastian Eckert comment One Comment

Jaja, jetzt ist das Geschrei groß. In Europa haben sie die Netzneutralität geopfert, um bessere Roamingbedingungen zu bekommen. Einen freien TelCo-Markt (rumänische SIM-Karte in Deutschland ohne Zusatzkosten nutzen können) und die Verbraucher und Dienste vor Zusatzkosten zu schützen, das haben sich die Parlamentarier nicht durchzusetzen getraut.

Und die Freude bei der Telekom ist groß. Sollen doch Spezialdienste, (in Telekom-Sprech offenbar alles, was nicht von der Telekom angeboten wird) zusätzlich etwas löhnen, wenn die Nutzer nicht in tröpfelnder Geschwindigkeit darauf zugreifen sollen. Eine Art digitaler Wegzoll.

Dabei hat die Telekom damals die Netze geschenkt bekommen. Dabei zahlen die Kunden monatlich Gebühren, damit die Telekom sie in Schuss hält und ausbaut. Was sie nicht tut. Stattdessen mault der Vorstandschef, dass Dienste, die die Leitungen nutzen, absahnen. Darunter Whatsapp, der immerhin pro Nutzer eine Gebühr von ein paar Cent jährlich einnimmt. Der Vorstandschef nölt, dass es sich nicht mehr lohne, die Netze zu pflegen.

Dann gebt sie halt jemand anderem, wenn es sich nicht lohnt. Oder gebt sie zurück. Schließlich zahlen Porsche-Fahrer auch nicht auf Autobahnen eine Extra-Gebühr, um über die linke Spur heizen zu dürfen. Netze sind Grundversorgung und Pflicht für einen Staat, dem seine Bürger nicht egal sind.

Was man sich aber bei alledem immer fragen muss:

Was habt Ihr eigentlich alle gewählt bei der Europawahl? Habt ihr kein Kreuz gemacht? EVP gewählt? Sozen? Wer sich nicht interessiert dafür, darf sich auch nicht beklagen im Nachhinein. Schaut euch an, wie eure Abgeordneten und deren Kollegen unterstützt habt. Schaut euch an, wie der CDU-Netzexperte Günther Oettinger, der einen guten Umgang mit den Konzernen pflegt, von Verbraucherinteressen eher wenig hören will, über Netzneutralität spricht.

Wenn Sie Verkehrssicherheit in Echtzeit haben wollen, da geht es um unser Leben, dann muss dies absoluten Vorrang haben, in Qualität und Kapazität.

Wenn es schnellere Netze gäbe, wie seit Jahren von den Merkel-Koalitionen gefordert, und eine Breitband, dass den Namen lohnt (25 Mbit garantiert), dann gäbe es das Pseudo-Problem nicht.

Die Politik macht, was sie will, wenn sie nicht vom Wähler auf die Finger gehauen bekommt. Wenn wir unsere Interessen nicht klarer definieren, deutlicher aufzeigen, dann wird die Netzneutralität weiter eingeschränkt. Und dann steigen die Abogebühren für all die Dienste, die wir jetzt schon haben. Für die Spotifys, Skypes, WhatsApps, Netflixe, Amazons, GMX, Streamingdienste aller Art. Für Startups-Ideen, die wir noch nicht kennen.

Die Aufgabe der Netzneutralität ist das Leistungsschutzrecht der Telekommunikations-Unternehmen

Die Aufgabe der Netzneutralität ist das Leistungsschutzrecht der Telekommunikations-Unternehmen .

Vodafone sagt: “Ein Ein-Klasse-Internet gibt es bereits heute nicht.“ Das ist falsch. Heute kann sich jeder einen 25-Euro Server konfigurieren und ans Netz hängen und von dort aus seinen Dienst anbieten. Und zwar, ohne für eine schnelle Leitung zusätzlich Geld zu bezahlen. Das Internet war klassenlos

In Zukunft wird es kein klassenloses Netz mehr geben. Es wird teuer für die Verbraucher, die bereits heute in Deutschland digital abgehängt sind. Die mobile Trafficbeschränkungen von ein paar MB monatlich haben. Die viel zu hohe Gebühren bezahlen und es akzeptieren, achselzuckend. “Ich muss ja nicht Videos schauen, wenn ich nicht im heimischen WLAN bin.”

Es sind die selben, denen Wahlen egal sind. Die eben gerne ein paar Euro mehr zahlen, um nächstes Jahr noch WhatsApp zu nutzen. Das ist der Preis dafür, wenn einem Dinge nicht wichtig sind.

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