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Danke, bestellen kann ich selbst
Sebastian Eckert comment One Comment

Während des Windows 10 Upgrades ging mein Produktivsystem aus Gründen aus. Das Update war bereits in einem Zustand, der ein Rollback, eine Rückabwicklung, nicht mehr möglich machte. Das System ist nicht mehr zu retten, jedenfalls nicht mehr in einem Zustand, der ein späteres problemloses Arbeiten möglich macht.

Jedenfalls entschied ich mich, gleich mal eine SSD nachzurüsten und dort ein neues System aufzusetzen. Es ist Samstagmorgen. Kurz recherchiere ich, welche SSD am besten geeignet ist. Amazon bietet sie mir für einen Betrag X an, Lieferung am Montag, 11 Uhr.

Das Problem an Produktivsystemen ist, dass man sie auch am Wochenende braucht. Früher wäre ich zum Laden an der Oxfordstraße gelaufen. In der Innenstadt beim Elektrogroßmarkt gibt es die SSD nicht. Nur das halb so große Modell, dass dann gleich X+50 Prozent kostet. “Mehr haben wir leider nicht”, heißt es. “Aber ich kann sie ja bestellen”. Dass der Großmarkt bereits beim letzten Mal beim Handyersatzakku bestellen komplett versagt hatte (Dauer: eine Woche, dann das falsche Produkt), zudem auch noch deutlich zu viel Geld haben will, lehnte ich dankend ab. Bestellen kann ich auch selbst.

Ich überlege, zum bessersortierten Markt in Bonn-West zu laufen. Doch haben sie das Produkt, oder gehe ich umsonst? Ich hole mein Smartphone heraus. Die Seite ist jedoch nicht mobiloptimiert. Winzigste Buchstaben, kleinste Schaltflächen, umständliche Bedienung. So taucht plötzlich der seitenfüllende Hinweis auf einen Newsletter auf, außerhalb des Bildschirmsichtfelds. Ich gebe entnervt auf. Später stelle ich fest, dass es ein ähnliches Produkt gibt, mit einem gerade noch angemessenen Offline-Aufschlag von 30 Prozent.

Beim zweiten Markt ist es ähnlich. Die Seite ist nicht optimiert, die Suche frickelig. Gibt es das Produkt auch in der Filiale? Ich klicke auf die falsche Stadt, die Schrift ist winzig, ich gebe auf. Der Frustfaktor ist zu hoch. Zu Hause steht fest: Ich hätte fahren können, mit einem Preisaufschlag von x+15 Prozent. Akzeptabel.

Ich bin nicht gefahren, sondern habe bestellt. Und ich frage mich: Warum ist man heute, 2015, noch immer nicht in der Lage, sein Angebot online zu präsentieren? Warum verzichtet man als Händler auf ein breites Warenangebot, auf SEO-Optimierung, darauf, dass Kunden einfach ihr Produkt bei mir als Händler finden?

Man wirft den Kunden immer vor, nur auf den Preis zu schauen. Im Einzelhandel ist nicht der Preis das Problem. Sondern dass man auf gut Glück noch Läden abklappern muss, um zu erfahren, ob ein bestimmtes Produkt vorhanden ist. Das tut man aber nur, wenn man wirklich verzweifelt ist, viel Zeit hat oder wenn man nur kauft, um den Einzelhandel zu retten.

Wenn man als Laden nur noch auf den guten Willen oder Verzweiflung  der Kunden angewiesen ist, statt darauf, dem Kunden das zu bieten, was er braucht, dann läuft etwas schief.

Bestellen kann ich auch selbst. Meist ist es dann schneller da als beim Händler. Und tiefgehende Beratung im Elektrokonsumermarkt ist sowieso rar gesät.

Die Bonner Einzelhändler, die mit Internet konkurrieren,  brauchen endlich funktionierende Netzseiten mit Shops. Damit die Kunden bleiben. kommen, und nicht zu Amazon abwandern.

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