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Beethovenhalle: Gefangen im Sanierungsdilemma
Sebastian Eckert comment One Comment

Je länger man wartet, desto teurer wird es. Besonders bei Baumaßnahmen. Das trifft jetzt auch auf die Beethovenhallensanierung zu. Wenn Stephan Eisel die jetzt veröffentlichten Zahlen als Millionengrab bezeichnet, trifft es die Sache zwar nicht im Kern, aber doch sehr nah.  Das Problem liegt aber woanders.

Kurz zu den Zahlen: Die Politik hat die Verwaltung im Juli 2013 gebeten, eine aktualisierte Kostenschätzung für eine Sanierung der Beethovenhalle zu erstellen, und zwar mit den Varianten (1) Herstellung einer Betriebssicherheit, (2) Multifunktionshalle oder (3) Konzerttauglichkeit für die nächsten Generationen. Und das hat die Stadt getan.

Die Kosten für eine Grundsanierung liegen bei 31 Millionen Euro, für eine Multifunktionshalle 56 Millionen Euro und wer eine aktuelle Konzerttauglichkeit in Festspielhausqualität haben will, muss 69 Millionen Euro löhnen. Abweichungen von bis zu 30 Prozent nach oben sind möglich.

Das Dilemma

Warum das so teuer wird? Man muss wissen, dass jahrzehntelang bei der Instandhaltung geschludert wurde. Die Technik, etwa der Brandschutz ist veraltet, die Konzerttauglichkeit auf dem Stand vergangener Jahrzehnte, das Dach und viele Räume und Sanitäranlagen so marode, dass sogar die Mäuse in ständiger Angst leben.

Ist die Beethovenhalle deshalb ein Millionengrab? Das greift zu kurz. Grab würde bedeuten, dass das investierte Geld keinerlei Nutzen hat, und das ist nicht ganz stimmig.

Bonn hat mit seiner damaligen Entscheidung, die marode Halle zu sanieren und das Festspielhaus daneben zu setzen, seine große Chance vertan. Jetzt muss es möglicherweise die Finanzierung des Festspielhauses stemmen, auf jeden Fall aber die Sanierung der Halle in Angriff nehmen.

Denn die Stadt plant weiterhin, die Halle zu erhalten. Auch, wenn ein Einzug des Pantheons dann aus Kostengründen nicht möglich sei. Das würde weitere Milliönchen kosten… Mit dem Pantheon in der Beethovenhalle wäre das Konzept stimmiger, keine Frage. Man könnte die Hallen besser auslasten.

Wie geht es weiter? Der Rat steht vor dem Dilemma. Eigentlich will er sich nicht auf das Risiko privates Festspielhaus einlassen. Auf der anderen Seite will er eigentlich auch nicht 70 bis 90 Millionen Euro für eine eigenes Konzerthaus ausgeben. Für das Geld will die Post das Festspielhaus bauen, das selbe kostet eine konzerttaugliche Beethovenhalle, die man ja für das Beethovenfest 2020 braucht.

Egal wie, es wird teuer

Heißt im Klartext: Saniert Bonn die Beethovenhalle für ein Orchester, kostet das bis zu knapp 90 Millionen Euro.

Saniert Bonn die Halle für Multifunktionszwecke, kostet das bis rund 73 Millionen Euro, hinzu kommen die zukünftigen Kosten für das Festspielhaus, die niemand genau zu beziffern weiß, mindestens aber 4,4 Millionen Euro plus den Stiftungszuschuss von 10 Millionen Euro.

Eine reine Grundsanierung nutzt kaum jemanden. Sie kostet mit dem Beitrag zum Festspielhaus 50 Millionen aufwärts.

Hinzu kommen noch mindestens 3,25 Millionen  Euro an Planungskosten.

Egal wie sich die Politik entscheidet, die Kosten für die strategische Fehlentscheidung 2013, die Halle nicht abzureissen und dort ein Festspielhaus zu bauen, werden nun offensichtlich. Die müssen bezahlt werden. Vom Bürger. Die Erhöhung der Grundsteuer und die Schließung von bis zu vier Bädern sind bereits beschlossen. Ob die Steuerlast für die hinzukommenden 48 bis 90 Millionen Euro noch ein bisschen steigt…

Ach, was soll’s.

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