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Bundesfreilichtmuseum Bonn
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Architektur aus den 50ern: Der Deutsche Herold-Bau an der Poppelsdorfer Allee Foto: © Eckhard Henkel, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 DE“
Neoklassizistische Architektur aus den 50ern: Der Deutsche Herold-Bau an der Poppelsdorfer Allee
Foto: © Eckhard Henkel, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 DE

Muss man jedes Gebäude in Bonn, das älter als dreißig Jahre ist, unter Denkmalschutz stellen? Fast schon scheinen solche reflexartigen Forderungen Usus zu sein, wenn man vorvergangene Woche die Debatte um das alte Zuricher-Gebäude an der Poppelsdorfer Allee verfolgt hat. So gab es einen Dringlichkeitsantrag im Rat, die Fassade des Baus zu schützen – um unerwünschte Umbauten zu verhindern.

Wird der Antrag auch kaum Aussicht auf Erfolg haben, zeigt er doch eine gewisse falsche Erhaltungsmentalität für alles in Bonn, was in den 50er Jahren gebaut worden ist, auch für solche klassizistischen Büroklötze ohne architektonischen Besonderheiten. So etwas ist vielleicht für das Freilichtmuseum in Kommern interessant, nicht aber für eine lebende Stadt, so schön das Gebäude auch sein mag.

Wegweisende Architektur der 50er Jahre.  Sir James (author/photographer), CC-BY-SA-3.0, Wikimedia)
Wegweisende Architektur der 50er Jahre.
Picture taken by Sir James (author/photographer), licenced under CC-BY-SA-3.0 Wikipedia/Wikimedia)

Die Poppelsdorfer Allee wird durch die Villen und die 30 Jahren alten Bäume geprägt, nicht durch solche Bauten. Sonst hätte man auch den alten Sparkassenbunker auf dem Friedensplatz, ein Prachtzweckbau der späten 50er Jahre, unter Denkmalschutz stellen können.

Eine Stadt wächst und verändert sich. Der Posttower, der vor rund 15 Jahren gebaut wurde, erlebte einen wahren Shitstorm während der Entstehung, hätte es das Wort damals gegeben. So etwas Frankfurtereskes brauche man im beschaulichen Bonn nicht.  Heute freut man sich über das weithin sichtbare Wahrzeichen.

Auch das Mercedes-Center in Bonn, am Bundeskanzlerplatz, könnte bald abgerissen werden. Beschlossen ist bereits die Plattmachung der Betonruine an der Berliner Freiheit. Gebäude, die jahrzehntelang das Bild Bonns prägten. Doch muss man sie deswegen auch schützen? Nur weil sie aus einer anderen Zeit kommen?  Was ist dann mit dem Stadthaus und die potthässlichen Südüberbauung, beides architektonische Zeichen ihrer Epoche? Ein weiteres Problem: Ein solches Verhalten fördert unweigerlich Leerstand, erschwert die Investorensuche.

Bonn ist bei Investoren nicht besonders beliebt. Egal was man bauen oder umbauen will, es feuern der Denkmalschutz und massive Auflagen des Stadtrats entgegen, hinzu kommen die Römer, die überall 10 Meter unter der Erde ihre Scherben verscharrt haben. Muss man da jedes alte Gebäude schützen?

Nicht alles, was zwei Generationen alt ist, ist auch eines Denkmals wert. Sonst bleibt in Bonn kein Raum mehr für eine sich verändernde Stadt, die vielleicht noch schönere Bauten hervorbringen kann.

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