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"Da muss man doch was tun"
Sebastian Eckert comment 2 Comments

In Bonn wurde nachts ein Jogger an einem beleuchteten Stück Rheinufer überfallen. In einigen Medien wird jetzt die Vorstellung geweckt, dass man das ganze Rheinufer doch bitte beleuchten sollte. Auch wenn im selben Artikel anklingt, dass dort kaum jemand unterwegs ist.

Abgesehen davon, dass es selten dämlich ist, einen Jogger auszurauben: Die Tat passierte, weil die Gelegenheit stimmte und niemand anders dort unterwegs war. Da würde es auch nicht helfen, wenn man Flutlichtmasten den Rhein entlang und auch auf dem Venusberg installieren würde.

Unaufmerksame Menschen zwängen sich an Halbschranken oder Drängelgittern vorbei und werden vom Zug überrollt. Sofort rufen die Menschen danach, Vollschranken einzurichten, Warnlichter aufzustellen, dass Züge an Übergängen nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren.

Beschränkte Menschen fühlen sich auf den Schlips getreten und laufen in einer Redaktion Amok, töten Menschen, die sie nicht kennen. Sofort wird angeregt, dass der Nachbarstaat alle seine Bürger überwacht.

Und in Köln will man keinen Karnevalswagen mehr gestalten, der ausdrückt, dass man sich nicht von beschränkten Menschen einschüchtern lässt. Und lässt sich damit einschüchtern.

“Da muss man doch was tun!”

Nein. Muss man nicht.

Vielleicht sollte man manchmal ein paar Schritte zurücktreten und überlegen, welche Auswirkungen Diskussionen und singuläre Ereignisse haben sollen. Das Rheinufer wird nicht durch Flutlicht sicherer, höchstens durch mehr Polizisten. Aber die sind sicherlich an anderen Stellen effektiver einzusetzen, als in der Pampa Büsche nach lauernden Räubern zu durchforsten.

Wer unachtsam im Verkehr ist, der kann verletzt werden. Da helfen weder mehr Warnschilder, noch helfen Leitplanken, noch Lichter.

Und Amokläufer und Terroristen kann man nicht verhindern, in dem man Menschen noch mehr überwacht. Oder in dem man in vorauseilendem Gehorsam Kopfzensur betreibt. Weil man sich sonst von ihren kruden Gedankenvorstellungen fangen lässt.

Man sollte wieder die Freiheit des Lebens und nicht nur ihre Gefahren betonen. Zu diskutieren, zu probieren. Und nicht nach jemandem rufen, der unter allen Umständen jegliche Gefahr und Freiheit tötet.

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