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Man will doch nur seit vier Jahren ein Planschbecken bauen...
Sebastian Eckert comment 2 Comments

Neues aus der Stillstands-Hauptstadt, ruft da der Zyniker!

Die Nachricht ist zwar schon einige Tage alt, aber sie versank in einem der vielen Unwetter, die meinen Kellerraum in eine kleinkindgerechte Badelandschaft verwandelte: Unser Oberbürgermeister stoppte den Bau des Planschbeckens im Römerbad. Mal wieder gucken die Kinder in die Röhre…

Damit hat das Becken den Titel der längsten stillgelegten Baustelle vom WCCB erworben. Und unser neuer Rat seinen ersten Eklat. Für die alte Schwarz-Grüne Koalition ist klar: Die Verwaltung hat Schuld, das Sport- und Bäderamt im Besonderen. Die alte Opposition sieht die Schuld logischerweise bei der Koalition, spricht von einer katastrophalen Politik. (Die einzelnen Beschuldigungen sind hier nachzulesen).

Fakt weiterhin ist: Seit 2010 gilt das Planschbecken als “defekt”. Und es ist damit das eigentliche Symbol des Politikversagens im Rat der letzten Jahre.

Das ist passiert: Sanierung war noch taufrisch, da bemerkte man, dass das Römerbad noch immer Mängel hatte. Zudem sollten noch rund 350.000 Euro hineingesteckt werden, unter anderem für das Kinderbecken.

Denn: Die fehlende Wasseraufbereitungsanlage führt dazu, dass der Betrieb unhygienisch wäre. Doch obwohl das Geld eigentlich bereits 2008/2009 bewilligt war, verweigerte die Schwarz-Grüne Koalition damals die Umsetzung der Sanierung. Die Folge: Im Sommer 2010 blieb das Kinderbecken geschlossen.

Das Geld, damals noch rund 500.000 Euro, stand 2011/2012 offenbar wieder zur Verfügung. Doch statt wenigstens etwas sinnvolles zu tun, beschloss der Rat, sich Rat zu holen: Er gab das sogenannte Bädergutachten (70 000 Euro) in Auftrag, ein Schmuckstück der Bonner Ratsgeschichte (Im Kern: Das Ergebnis des teuren Gutachtens wurde komplett ignoriert, weil kein Geld da ist, und in Sachen Bädern geht alles weiter wie bisher).

Es passierte nicht viel, bis die Verwaltung schließlich einen Vorschlag dem Rat übergab. Rund eine Million Euro sollte die Beckensanierung kosten, mit einer dollen Edelstahlwanne. (Edelstahl geht so schnell nicht kaputt – im Gegensatz zu den Fließen, die jedes Jahr im Frühjahr gewartet werden müssen).

“Luxussanierung”, hieß es seitens des Rats. Die Verwaltung besserte nach, strich einige Sachen, darunter die Edelstahlschüssel und einige Säulen, kam erst mit einen Vorschlag von 800.000 Euro für die Sanierung (ebenfalls abgelehnt vom Rat).

Zuletzt legte die Verwaltung ein Baukonzept für 612.000 Euro vor. Frohgemuts stimmte die Politik dafür. Nur Pech: DIe Firmen schüttelten den Kopf, wollten 100.000 Euro mehr… Daher musste der OB das Projekt wiederum stoppen.

Und damit fehlt es weiter an einem Kinderbecken im Römerbad.

Im Endeffekt hat die Politik nun vier Jahre lang das Geld für eine Sanierung gespart. Doch das wird sich nur dann auszahlen, wenn das Becken nie gebaut wird. Denn billiger wird es nicht mehr. Was 2008 noch 350.000 Euro sind, sind 2014 mindestens 712.000 Euro, und 2016 wieder eine Million.

Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch: Hätte die Politik 2008 nicht das Projekt gestoppt, gäbe es heute eine funktionale Spiellandschaft für Pänz, man stünde nicht da wie begossene Pudel.

Was bleibt, ist eine Entscheidung: Entweder den Wählern reinen Wein einschenken: Eine Kinderbecken lässt sich angesichts der Haushaltslage in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht mehr finanzieren.

Oder endlich bauen. Billiger wird es nicht mehr.

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