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Dauerärger über Kaufvideos on Demand
Sebastian Eckert comment 0 Comments

Neulich kaufte ich zum ersten Mal bei VOXnow ein Video. Es war wahrscheinlich auch das letzte Mal, doch der Vorgang an sich war so berichtenswert, weil er symptomatisch ist.
Und eigentlich ist auch kaufen das falsche Wort, denn man holt sich nur die Erlaubnis, einige Stunden lang das Video sehen zu dürfen.

Es fängt schon damit an, dass die Privaten glauben, mit ihren Eigenproduktionen noch ein gutes Geschäft durch den Verkauf machen zu können, anstatt sie werbefinanziert rauszuhauen. Aber das ist ein anderes Thema.

Der Plan war, die Folge einer Reihe, bei der eine Bekannte mitgespielt hatte, im Freundeskreis noch einmal zu sehen. Auf dem Fernseher.

Da es extrem umständlich ist, über den schlauen Fernseher ein solches Video zu kaufen, trotz angeschlossener Tastatur, musste man also das Video über ein externes Gerät erwerben.

Ich bezahlte also stolze 99 Cent für eine Episode, beziehungsweise für das kurzzeitige Zugriffsrecht. Zwar bekam ich einen Gutschein während der Registrierung zugeschickt, da ich aber nirgendwo ein Feld fand, den beim Kauf auch einzulösen, nützte mir das nicht viel.

Die Registrierung über das Handy klappte übrigens nicht einfach, da die Seite nicht auf mobile Inhalte angelegt war. Also griff ich zum Tablett, konnte den Vorgang dort erledigen. Es vergingen rund zehn Minuten, bis ich endlich Geld ausgeben konnte. (Registrieren, aktivieren, Paypal, done)

Der Plan war nun, diese geliehene Folge auf den Fernseher zu bekommen. Gewöhnlich geht das wie folgt:
Smartphone –> Teilen mit uPNP oder direkt mit dem Fernseher –> fertig.

Doch aus rechtlichen Gründen erlaubt Vox dies nicht, wie ich überraschend feststellte.

Der selbe Weg vom Tablet aus (Wieder einloggen, wieder starten, wieder senden an Fernseher) wurde ebenfalls abgelehnt. Wer leiht, darf nicht streamen.

Im Kopf überlegte ich mir, was wohl der Hintergrund sei. Glauben die Privaten tatsächlich, dass in der Realität sich Menschen einen Account anlegen und den Stream dann über das weltweite Netz anbieten, und zwar dauerhaft?
Dass der gewöhnliche Kunde so voller Durchtriebenheit ist, sich das Video irgendwie zu speichern?

Letztendlich umging ich das Problem, indem ich mein Laptop herausholte, ein HDMI-Kabel an das Gerät hing und auf den Fernseher spiegelte. Umständlich, mit Kabeln. Absolut 2006.

Das Problem ist kein Einzelfall. Ähnlich verhält sich etwa Amazon Prime. Ein Streamen der Datei auf das Tablet über den Rechner verbittet sich Amazon. Warum auch immer. Kabel auf Fernseher aber geht. Streamen über weite Strecken ist per se böse, über Kabel gut.

Bewusst scheinen es die Anbieter ihren Kunden schwer zu machen. Wer bezahlt, muss nehmen was er darf. Wer im Vergleich dazu kostenlose Anbieter, egal ob legal oder die aus dem grauen Internet betrachtet, kann darüber nur den Kopf schütteln.

Die gleiche Folge, die jemand auf Youtube geladen hat, kann ich problemlos auf den Fernseher legen. Kostenlos. Ähnlich verhält es sich mit Filmen aus den grauen Streamingportalen des Netzes. Das Angebot ist fast umfassend, es kostet nichts, und es ist deutlich einfacher zu nutzen, die Qualität ist gut und: ES RUCKELT NICHT!

Denn sowohl Amazon Prime als auch VOXnow schafften es nicht, ein Angebot bereit zu stellen, dass ohne Ladezeiten auskommt. Bei VOXnow kam sogar im Minutentakt die Ladeschleife. Und dass trotz 20 MBit anliegend in der Leitung, und dem Video nur in SD-Qualität.

Immer mehr verdichtet sich bei so einem Verhalten der Gedanke: Wer kauft, ist ein Trottel.

Warum sich die großen Anbieter nicht einmal eine Scheibe Kundenfreundlichkeit abschneiden können?

Die wenigsten Nutzer sind versiert genug, Kopien von Streams und Filmen zu erstellen. Aber sie ärgern sich und sehen sich nach anderen Alternativen um. Die, die versiert genug sind, können über solche Hindernisse aber nur müde lachen, grabben sie das Signal eben woanders. Und sie sorgen für die Alternativen derer, die keine Lust mehr haben auf dumme Beschränkungen einer längst vergangenen Epoche.

An solchen Beschränkungen ist der Musikmarkt fast zugrunde gegangen.

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