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Wir freuen uns auf Ihr Geld oder: Auf Fototour durch Bonn
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„Was machen Sie da!“, herrschte mich die mir vollkommen unbekannte Frau an. Mitten auf dem Münsterplatz. Es war noch nicht einmal als Frage formuliert, stattdessen war jedes Wort mit zähen Saft Vorwurf durchzogen.

„Ich fotografiere“, sagte ich, um das Offensichtliche zu betonen. Ich hätte auch sagen können, ich stehe hier auf dem Münsterplatz, oder, ich sehe mir das architektonisch gelungene Bankgebäude an. Aber ich blieb höflich.

„Was fotografieren Sie“, forschte die Frau nach. „Das Bankgebäude“, sagte ich.

„Und warum?“, schnaubte die Dame erneut. Vorgestellt hatte sich die Inquisitorin noch nicht, was mich ein bisschen störte. Vielleicht ist sie ja eine Zivilstreife, dachte ich, obwohl ich sehr genau wusste, dass Zivilstreifen wie Polizisten im Allgemeinen sehr höflich sind und sich nicht an Menschen stören, die Gebäude fotografieren.

Wie von der Wach-und-Schließ sah sie auch nicht aus, eher wie eine Bankkauffrau. Ich fragte mich, ob ich gerade diskriminiert wurde oder in eine Art Rasterfahndung geraten war, eine Art racial-profiling, und nur deshalb gefragt wurde, weil ich nicht wie ein Tourist aussah, den sie sicherlich nicht wegen des Fotografierens eines schönen Gebäudes angepflaumt hätte, sondern wie ein Bewohner der Stadt.

Ich überlegte ihr zu sagen, dass ich das Gebäude wegen seiner architektonisch wertvollen Rolle für die Stadt fotografiere.

Stattdessen erklärte ich ihr, dass ich für ein Portal ein Foto des Gebäudes und der davorstehenden Schilder – die schließlich für die Öffentlichkeit aufgestellt worden waren – fotografiere. Ich erklärte ihr nicht, dass ich gestern online darum gebeten wurde, von einer Redaktion, die ich bisher nicht kannte, und frei gesagt hatte, kein Problem, ich bin sowieso in der Stadt.

Und weil sie ein so rüpelhaftes Benehmen an den Tag legte, fragte ich sie noch aus Jux und um in die Offensive zu gehen, ob sie schon wisse wann denn der Nachmieter einziehe, wie er heiße, ob es schon Infos darüber gäbe.

„Darauf antworte ich nicht.“, sagte sie barsch, und verschwand ohne weitere Worte in der Bank. Höflichkeit ist eine Tugend, dachte ich mir nur. Und hoffte, dass, falls die Unbekannte tatsächlich dort arbeiten würde, ihre Kunden mehr Glück und Höflichkeit bei der Behandlung, Beratung und bei Aussagen erfuhren, als ich es tat.

Bank Fotos

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