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Artikel teuer kaufen müssen - oder kostenlos lesen?
Sebastian Eckert comment 0 Comments

Eigentlich wollte ich ja etwas über die NSA, Datenschutz und Abhörskandal von mir geben, aber das macht die Merkel diesmal für mich, und das, obwohl der Skandal ja nicht so schlimm und längst lückenlos aufgeklärt und beendet ist.
Daher wenden wir uns heute einem anderen Thema zu: Printartikel in deutschen Tageszeitungen online lesen. Neulich geschah es, dass ich einen zwei Tage alten Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vor mir liegen hatte, in Kopie, mit einer fehlenden Spalte, kurz: Nicht gut lesbar. Zudem bat mich jemand, ihm den Artikel zuzusenden.

Online war er nicht frei verfügbar, also wollte ich ihn mir als eArtikel kaufen. Klar, ich hätte auch ein Schnupperabo für das Archiv abschließen können, (5 Artikel gratis abrufen), hätte dafür aber eine Anmeldung in Kauf nehmen müssen, und das wollte ich nicht. Denn zum einen sah ich nicht ein, warum ich für ein kostenloses, automatisch endendes Abo meine Bankverbindung angeben sollte, zum anderen würde sich das Problem nach dem fünften Artikel wieder stellen. Und: Ein Monatsabo kostet 48,- Euro, zu viel für einen Artikel.

Frei nach dem Motto: Nehmt ein bisschen von meinem Geld, aber macht es mir einfach, googelte ich nach dem Titel des Artikels. Tatsächlich arbeitet die Süddeutsche mit Genios.de zusammen. Der Mediendienst bot den Artikel auch zum Onlinelesen an, ganz ohne Abo, Zahlung simpel mit Paypal – aber für saftige 2,70 Euro netto, plus Mehrwertsteuer: 3,21 Euro. Für einen Artikel.

Kein Einzelfall. Wer per Google oder Twitter auf kostenpflichtige Artikel stößt oder gestoßen wird, hat keine preislich angemessene Chance, den Artikel zu kaufen. Zwischen ein- und zwei Euro verlangt die FAZ. Viele regionale Anbieter haben noch immer kein Verkaufssystem. Dabei müsste man es nur einfach, günstig und schnell gestalten, heißt: Ein Artikel sollte nicht mehr kosten als die gesamte Ausgabe, die Bezahlung sollte schnell zu lösen sein.

Klar könnte man in den Redaktionen anrufen, hoffen, dass ein netter Mitarbeiter den Artikel als PDF schnell versendet. Aber das ist kein offizieller Weg. Richtig abstrus wird es aber, wenn man folgenden Weg geht: Viele Stadtbüchereien, etwa die Bonner, bieten unter dem Begriff eBibliothek kostenlos die letzten sieben Ausgaben an. Als PDF mit Zeitstempel. Früher musste man dafür das Haus verlassen, heute lädt man sich die Zeitung rasch runter, liest den Artikel und die gesamte Ausgabe, für die man sonst viel Geld zahlen musste. Und: Das Angebot der Stadtbücherei ist in diesem Punkt sogar gratis. Hat man also den Artikel nur um einen Tag verpasst, kann man so rasch seinen Informationshunger stillen, wer möchte, kann über die Screenshot-Funktion so den Artikel auch (privat) weiterreichen.

Das Grundproblem aber ist die Frage nach den Kosten. Würden Menschen nicht öfter alte Artikel kaufen, wenn es eine einfache und günstige Möglichkeit gibt? Würden Verlage nicht so einfacher Geld verdienen? Ich habe den Artikel in de Süddeutschen nicht gekauft, denn 3,21 Euro  für rund 1000 Wörter sind wahrscheinlich mehr, als der Autor bekommen hat.

Abo Archiv Artikel FAZ gratis Stadtbücherei SZ

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