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Remigiusplatz: Stadtentwicklung in Bonn endet bei einem Kiosk-Klo
Sebastian Eckert comment One Comment

Bonn – Es gibt Plätze in Bonn, die sind für die Bevölkerung verlorener Raum. Der Stiftsplatz ist so einer. Zwischen zwei Bäumen stehen Autos auf einer großen unebener Fläche, mit einem hübschen Brunnen am Rand. Hier verweilt man nicht, hier parkt man und geht irgendwohin.

Der Remigiusplatz ist ein anderes Beispiel dafür. Eingeengt zwischen einem Kunstwerk, einem Kiosk und tagsüber einem Blumenhändler ist die Fläche weitestgehend verloren. In der Mitte gehen zwei Treppen hinab in eine seit Jahren geschlossene Toilettenanlage.

Seit 2013 gibt es Ideen zum Umbau des Platzes, der nach fünfjähriger Vorarbeit folgte. Die Planungen zu einer Umgestaltung wurden allerdings lange nicht weiter verfolgt.

Jetzt kam wieder Bewegung in die Debatte. Vorausgegangen war der Versuch, die Toilettenanlage wieder in Betrieb nehmen zu lassen. Angedacht ist nun wieder ein neugestalteter Kiosk mit integrierter Toilette und Glasdach für den letzten verbleibenden Blumenhändler auf dem Platz, der auch als “Blumenmarkt” in Bonn galt. (Ob man den nicht verlegen könnte auf den Wochenmarkt, ist eine andere Frage.)

Kreativ ist das nicht, auch nicht weitsichtig. Auch der Wunsch nach einer neuen Toilette ist seltsam. In der gesamten Bonner Innenstadt gibt es fünf (!) öffentliche Toiletten nahe des Remigiusplatzes, namentlich am Münsterplatz (Café Midi, 200 Meter), am Suttnerplatz (350 Meter) und am Stadthaus (500 Meter), am Hauptbahnhof (450 Meter), und am Brassertufer (600 Meter). Sicherlich kann man auch im Rathaus aufs Klo, falls nötig…

Die jetzt angestrebte Umgestaltung würde den Platz nicht wirklich öffnen. Er würde weiterhin von einem vergrößerten Toilettenblumenkiosk in Beschlag genommen. Auch die Errichtung eines weiteren Kunstwerks ist seltsam, da seit den letzten Überlegungen die neue Cragg-Statue aufgestellt wurde.

Sinnvoller wäre es doch, diese zentraler zu positionieren, etwa nahe der Parfümerie Michel, den Platz zu öffnen, damit er für Veranstaltungen und Gastronomie besser genutzt werden kann. Ihn lebenswerter zu gestalten.

Den Status quo erhalten zu wollen, ist gestalterisch aber Irrsinn.

Die Idee der Bürger für Beethoven, aus dem Platz ein Beethoven-Freilichtmuseum mit Kirchenmodell der alten Remigiuskirche zu machen, ist genausowenig ein guter Weg.

Die wenigen Plätze in Städten sollten den Bürgern dienen, nicht den Touristen. Menschen sollten sich dort gerne aufhalten wollen. Die Idee aber, einen Grundriss oder ein Bodenfenster zu den Grundmauern der alten Kirche einzulassen in den Boden, wäre da hingegen sicherlich möglich.

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