Ein offener Knatsch macht sich derzeit bei Dügida breit. Im Kern geht es darum, wer zukünftig das Sagen in der Demo-Organisation hat – und die Deutungshoheit in der Öffentlichkeit.
Offenbart wurde dies durch einen Eintrag im Blog und auf der Facebookseite des Düsseldorfer Rechtsanwalts Alexander Heumann (AfD). Heumann zeigte sich empört über Dittmers Holocaust-Ansicht, will erst durch SpiegelTV davon erfahren:
Stets bin ich einer weit verbreiteten ´Abgrenzeritis´ im konservativen Lager […] entgegengetreten […]. Aber ebenso unerschütterlich ist meine Überzeugung, dass man sich niemals von rechtsextremen Holocaust-Relativierern vereinnahmen lassen darf.
Und:
Zu meinem tiefen Bedauern habe ich […] erfahren müssen, dass […] Frau Melanie Dittmer, eine rechtsextreme Vergangenheit nicht nur hat, sondern diese auch nicht für erklärungs- und reformierungsbedürftig hält. Der Holocaust wurde kaltschnäuzig relativiert, wenn nicht sogar öffentlich insgesamt in Frage gestellt.
Erst müsse sie ihre Rolle und Vergangenheit aufarbeiten, bevor sie für eine bürgerliche Bewegung als öffentliches Gesicht in Frage kommt.
Interessant wird es in einem anderen Punkt:
Da mit Frau Dittmer auch erstmals eine Parteifunktionärin zum Pressesprecher und Mitorganisator in exponierter Stellung gemacht werden soll, sehe ich auch die bislang von PeGiDa formulierte formelle Richtlinie der ÜBERPARTEILICHKEIT nun in Frage gestellt und solange konterkariert, wie man sich von Frau Dittmer nicht trennt.
Überparteilichkeit sei gefordert, schreibt ein AfDler Demo-Organisator… Man kann Heumann zugutehalten, dass er keine Funktion in der Partei hat. Und offenbar wurde die Demo von seiner Frau mitangemeldet, nicht von ihm alleine. Anders als etwa Bogida (Dittmer, Pro NRW), oder Kögida (Sebastian Nobile, bekannt durch die German Defense League, war bei Pro Köln, sympathisiert mit der vor allem in Bornheim aktiven “Identitären Bewegung”). Bei der letzten Demo verlangte Heumann anscheinend ein Mitspracherecht über die Redner. Der Auftritt Dittmers sei aber so nicht abgesprochen gewesen, berichtet scharf-links.de
Heumann hat die Demoa am 12. abgemelden und will sich zurückziehen. Dabei wurde seitens des PegidNRW-Orgateams offenbar Düsseldorf als zukünftiger Ort für rheinische Demos favoriert!
Bei PegidNRW hat man offenbar bereits Konsequenzen gezogen. So vermeldet das am weiten linken Spektrum angesiedelte Portal Linksunten, dass eine neue Dügida-Facebookseite angemeldet wurde, nachdem die alte offline ging… Auch die Demo wurde wieder angemeldet. Nahtlos werden die Strukturen übernommen.
Auf der augenscheinlich offiziellen PegidNRW-Seite schreibt “Marco C.” offenbar Teamleiter bei Pegida, dazu in krudem Deutsch:
Die Anschuldigungen von Alexander Heumann, das PegiD NRW ,von der Pro NRW geleitet wird ,dementieren wir hiermit! Die Leitung von PegiD NRW hat Marco.C.
Frau Melanie Dittmer ,ist Presse Sprecherin für PegiD NRW.
Was bleibt?
Sollte sich Heumann wirklich zurückziehen, fällt auch Dügida vollständig einer rechtslastigen Kontrolle anheim. Die Strukturen von PegidNRW liegen sehr verborgen, ganz offen agiert nur Sprecherin Dittmer. Selbst Marco C. gibt seinen Nachnamen nicht preis, auch wenn eine kurze Recherche zu seiner FB-Seite führt.
Wer die Führung innehat, ist nicht vollständig klar. Ein Eintrag auf der Homepage von PegidNRW gibt dazu nicht viel mehr Aufschluss.
[…] das Team besteht aus mehreren Leuten und es wird demokratisch abgestimmt. So kommt eine homogene Zusammensetzung dem Gemeinwohl PEGID NRWs zustande. PEGID NRW wird von Teamleiter Marco C./Selbständiger und mir geleitet und wir handeln im Sinne des Dresdener Positionspapiers.”
Dass Heumann allerdings nicht wusste, wer mit ihm bei der ersten Demo auf der Bühne steht, wundert doch. Hintergründe zu Melanie Dittmer als auch Sebastian Nobile, zur “Identitären Bewegung” als auch zur “German Defence League”, sind mit wenigen Klicks zu finden, und das schon seit längerem. Auch die Vorkommnisse auf einer Demo am 14.11 verwundern. Vielleicht wurde Heumann aber auch von der konsistent rechten Haltung Dittmers überrascht.
Der Rückzug Heumanns darauf hin, dass die Deutungshoheit über Dügida auch an PegidNRW übergeht. In der Öffentlichkeit treten Nobile und Dittmer bei Kögida und Bogida auf. Über “Teamleiter” Marco C. ist nicht allzu viel bekannt. Laut Dittmer soll er selbstständig sein, seine Facebookseite ist recht privat eingestellt, es gibt keine öffentlichen Posts mehr.
Schenkt man den Kommentaren unter Heumanns Eintrag glauben, so scheint auch ein weiteres wichtiges Pro NRW Mitglied ins Orga-Team gerutscht zu sein. Das wären drei, von offenbar fünf insgesamt.
Übrigens: Laut Heumann weiß “Dresden”, wer im PegidNRW Orga-Team.
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