Neulich schrieb ich bereits über die symptomatischen Probleme der Bonner Politik. Egal ob Südüberbauung, Festspielhaus, Viktoriakarree, Alter Schlachthof, oder das Planschbecken im Römerbad: Man traut sich nicht richtig, die Verwaltung soll liefern, es dauert, und am Ende passiert – nichts. Tabellarisch sieht man das hier.
Besonders die Hardtbergbahn und der Bahnhofsvorplatz sind aber Schaustücke für die Bonner Zaghaftigkeit und den Wunsch, das Verlorene wiederzubekommen. Am Bahnhofsvorplatz riss man wunderschöne gründerzeitliche Häuser ab und ersetzte sie mit einem Loch, Parkplätzen und einer 70er Jahre Hässlichkeit – was Zeitgenossen durchaus schon bemerkten.
Eine Loch im Herzen, dass die Bonner nie verwunden haben. Auch deshalb kann für mindestens eine weitere Generation dort nie etwas gebaut werden, was den Verlust ersetzen mag. Man will zwar eigentlich den großen Wurf als Gesamtkonzept, traut sich aber nicht in die kleinteiligen Planungen hinein. Auch aus Angst, dass am Ende etwas entsteht, was noch ungeliebter ist.
Und aus Angst, eine Chance zu verpassen. ÖPNV, Verkehr, Erholung, Einzelhandel, Architektur – alles soll zusammengehen. Dass alles besser ist als das, was jetzt dort ist, wird vergessen. Dass seit vierzig Jahren sich alle Bonner schämen, wenn sie ihren Maroden Bahnhof verlassen, ist anscheinend nicht so schlimm wie die zukünftigen Bausünden, die dort entstehen könnten. Und das ist schon ein bisschen schizophren ist.
Ein anderes Beispiel ist die Hardtbergbahn. Seit vierzig Jahren wird geplant, laufen Kosten von 10 Millionen Euro auf. Sinnvoll wäre sie, würde den ÖPNV fördern und das Klima schonen. Dass man sich nicht auf eine Streckenführung einigen kann und auch nicht bereit ist, einige Jahre lang Umbaumaßnahmen in Kauf zu nehmen, um für Generationen einen besseren Nahverkehr zu bekommen, ist aber nur peinlich.
Noch schlimmer aber ist, nicht den Mut zu haben und das Projekt endgültig zu stoppen. Auch wenn man schon 10 Millionen ausgegeben hat. Die kommen nicht wieder. Aber wenigstens fallen keine weiteren an.
Hach ja. Hätte man nur nicht die alten Bahnen nach Endenich und Poppelsdorf abgerissen. Und auch die alten Gründerzeithäuser nicht. Und das mit der Hauptstadt, das hätte man auch behalten sollen. Und die Rheinkultur… Statt aus der Vergangenheit Kraft und Ideen zu schöpfen und Neues zu gestalten, hat der Bonner immer einen melancholischen Blick in die Vergangenheit, Löcher im Herzen und ein hässliches am Bahnhofsvorplatz.
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