Bonn – Niemand hat die Absicht, ein Freibad zu schließen. Weder die SPD Bonn, die das der Jamaika-Koalition vorwirft. Noch die Jamaika-Koalition, die in einem Antrag sagt: Verwaltung, sucht einen Investor, oder findet einen Weg, günstiger zu sein.
Fake news?
In der oben verlinkten Ratsvorlage vom Oktober 2016 steht:
Um das im Haushaltsentwurf ausgewiesene Defizit in den Betriebskosten im Bäderbetrieb in Höhe von rd. 250.000 € im Jahr 2017 und 290.000 € im Jahr 2018 und in den Personalkosten in Höhe von rd. 450.000 € jährlich zu decken, wird
1. die Verwaltung beauftragt, Kontakt mit Interessenten aufzunehmen, die den Betrieb von Freibädern übernehmen könnten/würden. Anschließend legt die Verwaltung dem Rat eine entsprechende haushaltswirksame Entscheidung vor.
2. Sollte damit das Defizit nicht ausgeglichen werden können, erarbeitet die Verwaltung einen Vorschlag, wie das restliche Defizit durch Veränderung in der Bäderlandschaft ausgeglichen werden kann.
Veränderung bedeutet eher nicht, dass ein Topf voll Gold auftaucht. Dieses Vorgehen ist übrigens typisch für die Bäderpolitik der vergangenen Jahre. Die Bäder sind zu teuer, also wird die Verwaltung beauftragt, Konzepte zu erarbeiten, wie die gleiche Zahl an Freibädern für weniger Ausgaben zu halten ist. Auch für das marode Kurfürstenbad sollte ein Investor auftauchen; finden ließ sich dieser nicht.
In der Vorlage heißt es weiter:
“Schließungen von Hallen kommen frühestens in Betracht, nachdem ein neues Bad eröffnet wurde”. Gemeint ist das neue Zentralbad.
Weiterhin heißt es:
Der Ratsbeschluss zur Haushaltkonsolidierung sieht die pauschale Kürzung der Verbrauchskonten vor. Das bedeutet für die Ansätze der Bäder-Betriebskosten im Entwurf des Haushaltes 2017/2018 eine Reduzierung in Höhe von rund 250.000 € in 2017 und rund290.000 € in 2018.Hinzukommt das jährliche Personalkostendefizit in Höhe von 450.000 €, das als Sparziel für die gekürzten Öffnungszeiten ab 2015 in den Haushalteingeplant worden ist, aber nicht erreicht werden konnte. Ein derart hohes Einsparpotential in Höhe von insgesamt fast700.000 €in 2017 bzw. mehr als 740.000€ in 2018 (…) ist bei gleichbleibender Zahl der Betriebsstätten nicht erreichbar.
2015 hatte man noch probiert, weniger Hausmeister bei gleicher Bäderanzahl einzusetzen. Die Folgen waren Freibäder, die nur für wenige Stunden geöffnet hatten. Die Bonner waren eher unzufrieden.
Natürlich kann man auch jetzt noch, wenn dann ein Schließungs-Vorschlag der Verwaltung kommt, um die Sparvorgaben einzuhalten, diesen ablehnen, weil er Schließungen zur Folge habe. Wie bereits in der Vergangenheit passiert. Nur ist das eine Nicht-Politik.
Warum es dumm war, das Friesi mit einer Traglufthalle auszustatten
Dass Freibäder bei einer Sparpolitik geschlossen werden müssen, ist angesichts der Zahlen nur die logische Folge. Dieser Antrag zeigt auch, dass CDU, Grüne und FDP dafür sind.
Wer das Dementi der Koalition aufmerksam ließt, sieht dies auch im Wortlaut.
“Der Neubau des neuen Schwimmbades bedeutet nicht die Schließung irgendeines Bonner Freibades.
Vielmehr wurde bei der Konzeptplanung des neuen Bades bewusst auf einen Freibadteil verzichtet, damit hier erst gar keine Konkurrenz entsteht.
Es wird auch zukünftig mehrere Hallen- und Freibäder neben den Schulschwimmbecken in Bonn geben.“
Nicht der Bau des neuen Hallenbads hat die Schließung von Frebädern zur Folge. Sondern eine Realisierung der finanziellen Lage. Bonn hat zu viele Freibäder, und kann sie sich aktuell nicht mehr leisten.
Dass man bei der Realisierung auf einen Freibadteil verzichtete hat, liegt zum einen daran, dass das Friesi, dass ja wegen der Traglufthalle vorerst bleibt, in der Nähe liegt. Und weil nicht genügend Platz war für ein zeitgemäßes Kombibad.
Der letzte Satz der Meldung ist übrigens eine Nebelkerze: Es wird natürlich weiterhin mehrere (2) Hallenbäder und mehrerer (mindestens 2) Freibäder geben. (Nachtrag: Und das Kombibad in Hardtberg)
In der gesamten Meldung wird sich nicht gegen eine Schließung ausgesprochen.
Und: der Verweis auf die Einsparmaßnahmen durch SPD OB Nimptsch führt ins Leere. Er setzte mit seinem Vorschlag nur die Einsparzwänge der Ratsmehrheit um, die selbst über Jahre keine Entscheidung treffen wollten. Und auch diesen Vorschlag, “verhindert” hat.
Eene, meene, muh, weg bist….
In der Vorlage wird deutlich, dass, um Personalkosten zu sparen, die Zahl an Freibädern möglichst denen der Hallenbäder entsprechen sollte. Sinnvoll wäre auf jedenfall eine städtische Aufgabe des Friesis gewesen, dass zwar nicht teuer im Unterhalt ist, aber Personal bindet.
Um aber die 250 000 Euro jährlich im Betrieb (aktuell) und 500 000 im Betrieb (2024) zu sparen, müssten zwei Bonner Freibäder aus der Kalkulation. Und zwar zwei teure.
Wenn ich raten dürfte, so ist es das Melbbad (privatisiert in gutorganisierten Vereinshand oder geschlossen) und das Römerbad (verkauft an Investor oder geschlossen). Rüngsdorf als “Godesberger” Bad ist politisch zu heikel, und das Ennertbad ist das einzig rechtsrheinische.
Feige Bäderpolitik, continued
Dass die Ratsmehrheit auch im 20 Jahr der Bäderdebatte sich nicht traut, den Bürgern reinen Wein einzuschenken, ist hingegen fahrlässig und dumm. Denn jede konzeptlose Schließung wie beim Kurfürstenbad hat Protest zur Folge von Menschen, die sich nicht mitgenommen fühlen.
Lasst die Leute abstimmen über ihr Lieblingsbäder, und über Konzepte. Und werft keine Nebelkerzen in Bonner Bäder. Die Wähler sind vernünftig genug, um die Realität zu erkennen.
(Dieser Text wurde ergänzt um das Hardtbergbad)
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