Eigentlich wollte ich ja was über die NSA und das Fehlverhalten dieser Regierung schreiben, auch über die seltsame Syrienpolitik von Merkel, darüber, warum ich bei der nächsten Wahl etwas anderes wählen möchte, um Schlimmeres zu verhindern… Aber dann dachte ich mir, schreibe ich doch lieber etwas über Bonn an einem Sonntag um acht uhr morgens.
Seit kurzem bin ich umgezogen, muss nun statt mit der angenehmen Straßenbahn in den röhrenden, rumpelnden Busse der SWB fahren, die täglich über die löchrigen Straßen der Bundesstadt brettern. Mit dem Bus fahren, das bedeutet auf engstem Raum mit allen Arten der Bevölkerung zusammenzuhocken. Hinzu kommt, dass die modernen Gefährte weitaus weniger Platz bieten als die ollen Personentransporter vergangener Tage, die uns noch als i-Dötzchen ans Ziel brachten. Dafür sehen sie heute aber schicker aus. Dass man sich hinten sitzend den Kopf beim Aufstehen an der Haltestange stößt, muss man da eben in Kauf nehmen.
Sonntagmorgens in die Stadt zu fahren, gegen acht Uhr, ist hingegen ein Erlebnis, das man gerne missen würde. Angefangen von den beiden Hunden, die sich mit in den Bus zwängen müssen, über den Sitznachbar, der bei jedem Ausatmen, der aus jeder offenen Pore seines müffelnden Körpers nach billigem Fusel riecht, weiter zum Gespräch zweier Crackjunkies, wer die größte Schlampe ist und mit jedem in die Kiste steigt und warum man nicht mehr Drogen nehmen möchte, bis hin zur tanzenden Technoviking Imitation im Untergrund des Bahnhofs, die zu Kopfhörermusik abzappelt, umringt von Schaulustigen, von denen man sich fragt, was sie um acht Uhr morgens am Bahnhof möchten.
Nun ist das Bonner Bahnhofsgebiet seit jeher Sammelpunkt sonderbarer Menschen. Wer dann aber die Bonner Poststraße entlangläuft, vorbei an zwei zeternden Personen, der fragt sich manchmal schon, warum er aufgestanden ist. Ich fahre jetzt nur jeden zweiten Sonntag Bus.
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